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Ein Vorzeige-Denkmal:

Sehenswerte „Bauernburg“

Nottuln

Der Landschaftverband hat die Mühle Schulze Westerath zum „Denkmal des Monats Februar“ gekürt.

WN

Schmuckstück: Die Wassermühle Schulze Westerath in Nottuln-Stevern von Osten.
Schmuckstück: Die Wassermühle Schulze Westerath in Nottuln-Stevern von Osten. Foto: LWL

Ein breiter Riss an der Außenwand der im 15. Jahrhundert gebauten Wassermühle Schulze Westerath in Stevern bei Nottuln) deutete auf die erheblichen statischen Probleme des mittelalterlichen Gebäudes hin. Ein im Jahr 2006 entwickeltes Sanierungskonzept hat nicht nur dafür gesorgt, dass das auch „Steinspeicher“ und „Bauernburg“ genannte Gebäude erhalten, sondern es auch für kulturelle Veranstaltungen und Besucher zugänglich gemacht wurde. Deshalb hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) die Mühle als „Denkmal des Monats Februar“ ausgezeichnet, berichtet der Verband in einer Pressemitteilung.

„Die Kombination aus verantwortungsbewussten Eigentümern, engagierten Denkmalfreunden und Zuschussgebern hat die Wassermühle auf Dauer gerettet und allgemein zugänglich gemacht“, sagt LWL-Denkmalpflegerin Claudia Reck. „Wegen ihrer geschichtlichen Bedeutung und ihres guten Erhaltungszustandes ist die Mühle im oberen Stevertal ein besonders eindrucksvolles Baudenkmal“, sagt Reck über das Gebäude, das im Spätmittelalter als repräsentatives Wohnhaus auf den Resten eines Vorgängerbaus errichtet wurde. Aus Archiven geht hervor, dass das Gebäude ab 1600 zu Mahlzwecken genutzt wurde.

Auf Initiative des von der Familie Schulze Westerath gegründeten gemeinnützigen Förderkreises unterstützten neben der Deutschen Stiftung Denkmalschutz auch der LWL, die NRW-Stiftung, die Bezirksregierung Münster und die Sparkassenstiftung für den Kreis Coesfeld die denkmalgerechte Sanierung der Mühle. Außerdem erbrachten die ehrenamtlichen Mitglieder des Förderkreises viel Arbeit in Eigenleistung. Das Ziel dabei war es, das Denkmal als funktionstüchtige Kornmühle der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. „Wir sind sehr dankbar für die gute Zusammenarbeit mit unseren Partnern und stolz auf das wunderbare Ergebnis“, betonten die Denkmaleigentümer. „Nun ist es auch endlich möglich, die Menschen der Region in unsere Mühle einzuladen.“ Am Eröffnungswochenende im Mai 2014 kamen weit über 1000 Besucher.

Der LWL trug einen wesentlichen Anteil zum Fördermittelmix bei. In den Jahren 2007 bis 2011 stellte er insgesamt 30 000 Euro zur Verfügung. Ergänzt wurde die finanzielle Unterstützung durch die Kompetenz des LWL-Denkmalpflegers und Mühlenfachmanns Christian Hoebel.

In acht Jahren wurde das Denkmal statisch gesichert und die Mühlenausstattung für den Schaubetrieb funktionsfähig gemacht. Hierzu gehörte neben der maschinellen Ausstattung auch die Instandsetzung der historischen Turbine und der wasserbautechnischen Anlagen. Außerdem wurde die Dachkonstruktion repariert und die Dacheindeckung mit Teilen des Altmaterials erneuert.

Im Rahmen einer Mauerwerkssanierung wurden einzelne Quader in Baumberger Sandstein ersetzt und offene Fugen in gleichem Material geschlossen. Von den beiden historischen Kaminen wurde der im repräsentativen Obergeschoss wieder betriebsfähig gemacht und durch eine neue Kaminhaube ergänzt. Schließlich wurden die Fensteröffnungen repariert und die Fenstergitter instand gesetzt. Auf Grundlage von noch vorhandenen älteren Fenstern im Gebäude wurden neue Eichenfenster angefertigt.

„Nach Abschluss der Sanierungen ist die Wassermühle Schulze Westerath heute für Besucher im Rahmen von Führungen zugänglich. Im touristisch erschlossenen Stevertal stellt sie ein beliebtes Ausflugsziel und einen imposanten Blickpunkt in der Kulturlandschaft dar“, so Reck.

Zur Geschichte der Mühle:

Die Wassermühle ist Teil der Hofstelle Schulze Westerath, die seit 1296 urkundlich belegt ist. Der Hof wurde Anfang des 14. Jahrhunderts Eigentum des Damenstifts von Nottuln. Im Zuge der Säkularisation fiel er 1803 an den Preußischen Staat, der ihn weiter verkaufte. 1852 kaufte ihn die Familie Schulze Westerath, die in den folgenden Jahren die Mühle modernisierte.

Das mittelalterliche Gebäude aus dem 15. Jahrhundert besteht in den beiden Obergeschossen aus behauenen Sandsteinquadern. Über eine Außentreppe wird ein herrschaftlicher Raum mit Feuerstelle im zweiten Obergeschoss erschlossen. Im darunter liegenden Geschoss befindet sich die Mühlenausstattung. „Das ältere Sockelgeschoss aus Bruchstein, in dem sich ebenfalls eine Feuerstelle befindet, gehörte wohl zu einem Vorgängerbau und kann zeitlich nicht eindeutig eingeordnet werden“, erklärt Reck.

Das Mühlengebäude wurde erstmals 1737 umgebaut, als das mittelalterliche Dach durch das heutige ersetzt wurde. Auch die Giebelwände für die Walmdachkonstruktion und der Schornstein sowie die Deckenbalkenlage zum Wohngeschoss wurden zu diesem Zeitpunkt erneuert. Im 19. Jahrhundert passte die Eigentümerfamilie Schulze Westerath die Mühlenausstattung dem technischen Stand der Zeit an, um mit den Veränderungen im Mühlengewerbe jener Zeit Schritt zu halten. Beim Einbau der neuen Ausstattung wurden auch die Geschosshöhen verändert und die Decken der Obergeschosse für die Mehllagerung statisch ertüchtigt. Bis auf den Sackaufzug wurde die technische Ausstattung 1928 wieder erneuert. Im selben Jahr wurden auch die Wasserräder entfernt und eine Francis-Schachtturbine mit liegender Welle (Leistung 28 PS) zum Antrieb der Mühlentechnik eingebaut. Über die Turbine wurde die Wasserkraft auch für die Stromproduktion genutzt, um auf der Hofstelle eine Holzsäge und eine Dreschmaschine anzutreiben.

Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte die Mühle der Konkurrenz industrieller Getreidemühlen nicht mehr standhalten. Bis 1974 wurden nur noch Kleinstmengen für den Eigenbedarf an Futterschrot gemahlen.