Unbekannte plündern liebevollen Adventsbasar in Hof-Einfahrt

Gütersloh. Bei Wolfgang (73) und Eva Steinbeck (72) am Kobaltweg in Isselhorst ist die Welt noch in Ordnung. Oder besser: sie war es bis Sonntag vor einer Woche. Seit 1986 lebt der Marktmeister des Isselhorster Wochenmarktes mit seiner Frau im gemeinsamen Eigenheim in einem Stichweg der Straße &bdquo;Auf dem Felde" in der Nähe der Katholischen Kirche in allerschönster Harmonie mit den Nachbarn. Am Sonntag bekam Wolfgang Steinbecks &bdquo;schöne kleine heile Welt ganz derbe Risse". Seiner Frau geht es nicht besser: &bdquo;Jetzt haben wir auch eine Weihnachtsgeschichte zu erzählen. Leider ist es keine besonders schöne", beginnt Eva Steinbeck den Bericht über den Komplett-Diebstahl von gut 40 unbewacht auf einem Campingtisch an der Grundstücksgrenze aufgebauten selbst hergestellten Adventsartikeln. Geplanter Verkaufswert: 450 bis 500 Euro Die &bdquo;moralische Enttäuschung" wiegt nach Einschätzung der Bestohlenen dabei &bdquo;weit aus schwerer als der materielle Verlust" von 30 Paar Wollsocken für Kinder und Erwachsene, zwei Strick-Mützen und vier Nikolaus-Figuren aus Holz. Geplanter Verkaufswert: rund 450 Euro bis 500 Euro. Seit 15 Jahren veräußern die beiden mehrmals im Jahr bei guten Wetter an Bewohner und Spaziergänger im Bereich Auf dem Felde, Kobaltweg, Titanweg, Hollerfeldweg und Unnern Äiken ihre mit viel Liebe und Mühe handgefertigten Unikate. Der Sonntagshandel funktioniert auf reiner Vertrauensbasis. In der Einfahrt wird ein Campingtisch mit in diesem Fall Mützen, Schals, Socken Nikolaus-Figuren oder zu Ostern eben Osterhasen aus Holz aufgebaut. Interessenten schellen zum Erwerb an der Haustür des Ehepaares. &bdquo;In der ganzen Zeit ist nicht ein einziges Teil weggekommen", sah sich Wolfgang Steinbecks bislang in seinem &bdquo;grundsätzlichem Vertrauen in Menschen." bestätigt. Der ganze Tisch war leer Weil das Wetter am besagten Sonntag so toll war, &bdquo;und wir ein diesen trüben Zeiten Farbtupfer setzten wollten", baute der Hausherr um 11 Uhr den in der gesamten Nachbarschaft bekannten Verkaufstisch auf. &bdquo;Die Arbeit macht uns froh und zufrieden. Es macht Spaß, wir bekommen jede Menge Anerkennung" begründen Eva und Wolfgang ihre Leidenschaft fürs Stricken und Handwerken. Auch an diesem Tag flanierten zahlreiche Spaziergänger an dem Mini-Adventsbasar vorbei. Als Socken-Strickerin Eva gegen 14.45 Uhr nach den Fußumhüllungen sah, war alles noch da. Beim geplanten Abbau um 16.40 Uhr hätte sie &bdquo;fast der Schlag getroffen. Es war alles weg. Der ganze Tisch war leer. Das ist schon ne ziemliche Sauerei", kann Eva Steinbeck den Diebstahl auch ein paar Tage später noch nicht fassen. Lediglich zwei beim Verstauen des Diebesgutes auf den Boden gefallene Sockenpaare blieben als Lohn der wochenlangen Strickerei noch übrig. "Das kann kein zufälliger Einzeltäter gewesen sein" Bei der sofortigen fußläufigen Suche im direkten Umfeld entdeckte das Ehepaar den Fluchtweg. Der oder die Diebe machten sich zu Fuß auf die Socken. Ein in einem schmalen Durchgang der Nähe der Hundewiese am Titanweg gefundenes Preisschild dient als eindeutiges Indiz. Aufgrund der Menge der Beute und der Sperrigkeit der gut 25 bis 30 Zentimeter hohen Nikolaus-Figuren sind sich die beiden sicher: &bdquo;Das kann kein zufälliger Einzeltäter gewesen sein. Da hat jemand die Sachen gesehen, und ist ganz gezielt mit einer zweiten Person oder zwei, drei großen Tüten zurück gekommen." Wären nur ein oder zwei Paar Socken oder ein Nikolaus verschwunden, hätten der Marktmeister und seine Frau den Vorfall auf sich beruhen lassen, so aber starten sie jetzt eine groß angelegte Suche nach Tätern und Beute. In der gesamten Umgebung, auf dem Wochenmarkt, bei Dreesbeimdieke und Schreibwaren Minuth hat der ehemalige Mediengestalter bereits Fahndungsplakate mit den Fotos der gestohlenen Figuren aufgehängt. Mit der Faust in der Tasche droht Wolfgang Steinbeck: &bdquo;Es soll bloß niemand auf die Idee kommen, Onkel oder Tante billige Weihnachtsgeschenke machen zu können." "Diebstahl wurde beobachtet" Die wetterfesten, lackierten, genagelten, geklebten Figuren seien &bdquo;sehr charakteristisch." Er wisse ganz genau, &bdquo;wer bei mir ein Exemplar erworben hat." Auch die Verkäufe bei eBay kontrolliert das Ehepaar regelmäßig. Auf eine Anzeige bei der Polizei hat Wolfgang Steinbeck hingegen bislang aus zweierlei Gründen verzichtet: &bdquo;Bei meinem Frust hilft mir die Polizei auch nicht weiter." Zudem hofft er auf Moral sowie die späte Einsicht und Reue bei den Tätern. Ein Plakat am Carport angebrachtes Plakat erklärt unmissverständlich: &bdquo;Der Diebstahl wurde beobachtet. Es gibt die Möglichkeit, die gestohlenen Sachen zurück zu geben. Ansonsten wird Anzeige erstattet." Zu den Einzelheiten will sich der Bestohlene nicht äußern: &bdquo;Wir geben dem Täter noch ein paar Tage Zeit. Vielleicht passiert ja noch etwas." Kleine heile Welt hat eine "derbe Delle" bekommen Doch egal, wie die Sache ausgeht, mit seinen Privatverkäufen will Wolfgang Steinbeck nächstes Jahr auf jeden Fall weiter machen: &bdquo;So einer bringt mich nicht zum Aufgeben." Als Warnung gibt er den Isselhorstern dennoch vorsorglich den Tipp: &bdquo;Es ist besser, Fahrräder nachts draußen abzuschließen und nichts Wertvolles im Wagen zu lassen." Wie gesagt, die kleine heile Welt des Isselhorsters hat &bdquo;eine derbe Delle" bekommen.

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