Bauernburg auf Gut Niederbarkhausen ist einige Jahrhunderte alt

Ein steinerner Zeuge längst vergangener Zeiten

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Gut Niederbarkhausen in Ase­missen: Donata und Hubertus von Daniels-Spangenberg vor der Bauernburg. - © Foto: Breder
Gut Niederbarkhausen in Ase­missen: Donata und Hubertus von Daniels-Spangenberg vor der Bauernburg. (© Foto: Breder)

Leopoldshöhe-Asemissen (mib).Das älteste Gebäude in Leopoldshöhe steht auf dem Gut Niederbarkhausen. Es ist die Bauernburg. In dem trutzigen Steinspeicher wurden früher Ernteerträge und andere Vorräte gelagert.

"Der Bau wird ins 13. bis 15. Jahrhundert datiert", sagt Hubertus von Daniels-Spangenberg. Die Entstehungsgeschichte ist nicht im Detail bekannt. Dafür hat der Historiker Roland Linde mit der Annahme mancher Heimatforscher aufgeräumt, dass das ursprünglich dreigeschossige Gebäude vermutlich als Wehrturm und Verteidigungsanlage diente - auch wenn die schmalen Fensterschlitze wie Schießscharten wirken. Diese Nutzung schließt Linde in seiner 2006 erschienenen Familienchronik "Meier zu Barkhausen" aus.

Information
Literatur im Turm

1996 hat Dr. Michael Vogt vom Bielefelder "Forum Vormärz" die Idee im Leopoldshöher Fachausschuss vorgestellt: Der Speicherturm könnte zu einem "Literaturturm" für Lesungen, Vorträge und Kammerkonzerte umgebaut werden. Um Fördermittel zu bekommen, wurde vorgeschlagen, einen Trägerverein zu gründen, dem Forum, Eigentümer und Gemeinde angehören. Letztlich scheiterte das Projekt an den Kosten. Der Umbau war mit 300.000 D-Mark kalkuliert.

Die Kragsteine, die etwa einen halben Meter unterhalb der Mauerkrone zu erkennen sind, seien auch keine Konsolen für einen Wehrgang gewesen, schreibt er nach wissenschaftlicher Untersuchung, sondern für ein mit Knaggen (Holzkonsolen) abgestütztes, leicht vorstehendes Dach.

Um 1870 bekam die Bauernburg mit ihren 1,10 Meter dicken Wänden im Erdgeschoss ein zusätzliches Stockwerk, das auf einem neoromanischen Rundbogenfries aus Werkstein leicht vorkragt. Die Tür- und Fensteröffnungen erhielten Rundbogenstürze und Sohlbänke aus gelbem Sandstein. Zur Krönung ließen die Eigentümer ein schiefergedecktes Zeltdach mit einem kleinen Uhrenturm draufsetzen.

Beides wurde um 1960 in etwas schlichterer Form erneuert. 2011 erhielt das Gebäude ein neues Schindeldach. "Mit dem weiteren Stockwerk wollte man den Turm damals vermutlich ästhetisch aufwerten, weil er doch sehr gedrungen und plump wirkte", mutmaßt Hubertus von Daniels-Spangenberg.

 "Im Zweiten Weltkrieg diente die Bauernburg als Luftschutzkeller", berichtet seine Frau. Dazu wurde im Untergeschoss ein Raum gemauert, der heute noch existiert. Schon 100 Jahre zuvor, im deutschen Vormärz, fanden Menschen Schutz und Zuflucht auf dem Gut - Dichter und Denker wie Ferdinand Freiligrath oder Hoffmann von Fallersleben, der sich hier vor den Handlangern der preußischen Regierung versteckte.

In den 1990er Jahren hegte das Bielefelder "Forum Vormärz" große Pläne: Die Bauernburg könnte zu einem Kulturtreff ausgebaut werden. "Ein Architekturstudent hatte schon angefangen, Pläne zu erstellen", berichtet Donata von Daniels-Spangenberg. Aus dem Projekt wurde jedoch nichts. Für den Ausbau fehlte das Geld, auch gab es bautechnische Probleme. Heute ist das Innere des Turms baufällig. "Jeder möchte hinein", berichtet die Hausherrin, "Besichtigungen sind aus Sicherheitsgründen aber nicht mehr möglich."

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